Die Gelug-Schule ist die jüngste der tibetischen Schulen und wird auch als die „Schule der Tugendhaften“ bezeichnet. Sie geht auf den tibetischen Lehrer Je Tsongkhapa (auch bekannt als Losang Drakpa, 1357–1419) zurück. Er vertrat die Ideale der Kadam-Schule welche zuvor unter dem Einfluss des indischen Meisters Atisha (11. Jh) entstanden war. Atisha folgte in fortgeschrittenem Alter einer Einladung nach Tibet, wo er umfassend unterrichtete und buddhistische Texte aus dem Sanskrit ins Tibetische übertrug. Atishas Werk "Die Lampe auf dem Pfad zur Erleuchtung", welches grundsätzliche Aspekte der buddhistischen Praxis darlegt, diente Je Tsongkhapa als Grundlage für eines der bedeutensten Werken des tibetischen Buddhismus, den Lam Rim Chen Mo - den "Umfassenden Stufenweg zur Erlauchtung", in welchem er auch zahlreiche weitere alte indische Texte heranzog und ihre Aussagen zu einer zusammenhängenden und umfassenden Darstellung der buddhistischen Lebens- und Meditationspraxis verband. Neben einem umfassenden Verständnis der gesamten indischen Ursprungstradition des Buddhismus war Je Tsongkhapa weiterhin die ethische Disziplin sehr wichtig. Deshalb legt die Gelug-Tradition auf Mönchsdisziplin und Zölibat großen Wert.
Im 19. Jahrhundert entstand unter den Meistern Jamyang Khyentse Wangpo, Jamgön Kongtrül Lodrö Thaye und Orgyen Choggyur Lingpa die „Rime-Bewegung“, die gruppenübergreifende Lehren aus allen Gegenden Tibets und von Meistern aller Traditionen sammelte, und sich bemühte, Konkurrenz (Sektierertum) unter den tibetischen Schulen zu verhindern. Dieser toleranten und traditionsübergreifenen Bewegung innerhalb des tibetsichen Buddhismus schlossen sich auch verschiedene Lamas der Gelug-Tradition an. Der derzeitige Dalai Lama, selbst Halter vieler Übertragungen der anderen tibetischen Schulen, betont immer wieder die Wichtigkeit einer nichtsektiererischen Einstellung gegenüber allen Schulen des Buddhismus sowie gegenüber anderen Religionen.
Als buddhistische Gruppe orientieren wir uns sowohl an den Werten und dem inhaltlichen Verständnis der Gelug-Tradition als auch an der Offenheit der traditionsübergreifenden Rime-Bewegung.
Siehe auch: Eine Kurzbiographie Tsongkhapas und Das Leben Atishas von Dr. Alexander Berzin
sowie der Artikel zur Rime-Bewegung auf der Internetseite des buddhistischen Zentrums "Bodhicharya" in Berlin.
(Basierend auf dem Wikipedia-Eintrag "Gelug", Stand 1.6.2014: http://de.wikipedia.org/wiki/Gelug. Der Text auf dieser Seite ist unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“ verfügbar).